headerimage_sum16.jpg

Anzeneder 0716 2Dr. Robert Anzeneder wird heute als Schulleiter am JHG verabschiedet – Er blickt auf ein erfülltes Berufsleben zurück.

Eigentlich wirkt er ja noch zu jung, aber heute heißt es offiziell Abschied nehmen: Dr. Robert Anzeneder gibt nach 13 Jahren die Schulleiterstelle am Johannes-Heidenhain-Gymnasium ab. Der 64-Jährige hat ein bewegtes Berufsleben hinter sich und hinterlässt ein bestens bestelltes Feld: Die Schulfamilie funktioniert, und die Um- und Neubauten an den Gebäude sind auf der Zielgeraden.

Wer A sagt, muss auch B sagen, oder anders ausgedrückt: Wer einen Anzeneder an die Spitze einer Schule holt, bekommt auch den Baumeister ins Haus, denn der in Burghausen lebende Direktor hat in seiner Laufbahn drei Schul-Neubauten umgesetzt, zwei davon im Ausland, die letzte nun in Traunreut. Dr. Anzeneder ist ein Macher und wollte immer Schulleiter werden: „Das war von jeher mein Plan, denn wenn man sich richtig einsetzt, hat man als Schulleiter große Freiheiten, weil weit und breit kein Chef ist. Das Kultusministerium mischt sich nicht ein, wenn es an der Schule läuft. Und mir war ein großer Handlungsspielraum schon immer wichtig.“

Die erste Schulleiterstelle konnte der Lehrer für Biologie und Chemie schon 1987 antreten, allerdings nicht in seiner geliebten Heimat Bayern, sondern im fernen Bolivien, wo er die Führung einer deutschen Schule in La Paz übernahm. Eine seiner ersten Taten war der Bau eines neuen Schulgebäudes. Als dieses nach fünf Jahren bezogen werden konnte, ging Anzeneder zurück nach Deutschland.

Statt erneut als Lehrer zu arbeiten, fand er eine Redakteursstelle am Institut für Film, Bild, Wissenschaft und Unterricht in München. Dort konnte er seinen Leidenschaften Fotografie und Film nachgehen. In drei Jahren schuf er nicht nur Filmbeiträge für den Schulunterricht, die auch heute noch eingesetzt werden, sondern durfte sogar drei 45-minütige Naturfilme für den NDR drehen, die auch im Fernsehen gezeigt worden sind, etwa in der Reihe „Expedition ins Tierreich“. Darunter, bei der Regie unterstützt von seiner Frau Gerhild, ein Film über Spinnenaffen, oder auch eine Dokumentation über den Bayerischen Wald.

Anschließend zog es Dr. Anzeneder nochmals ins Ausland, er übernahm die Leitung einer Schule in Kuala Lumpur in Malaysia, wo er, wen wundert’s, erneut eine neue Schule baute: „Am 1. August 1997 ging es los, und im Juni 1998 war schon der Einzug.“ Wenn er mit den Erfahrungen der langwierigen Um- und Neubauten am Traunreuter Gymnasium daran denkt, muss er schmunzeln: „Die Schule dort war nur halb so groß wie die in Traunreut und das Baurecht war wesentlich leichter.“ Trotzdem ist er froh, dass er nach vier Jahren Malaysia und zwei Jahren an der Schule Schloss Stein 2003 ans JHG gewechselt hat, wo er nicht nur seine Qualifikationen als Lehrer und Führungskraft zeigen konnte, sondern auch nochmals seine Erfahrungen als Baumeister einbringen durfte: „Denn ich bin froh, dass so kräftig gebaut worden ist. Wichtig war gleich am Anfang die neue Turnhalle zwischen Gymnasium und Realschule, weil viel Zeit auf dem Weg von und zur TuS-Halle verloren gegangen ist.“

Nicht weniger drängend war zudem der inzwischen weit fortgeschrittene Um- und Teilneubau der Schule selbst: „Als Landrat Hermann Steinmaßl nach der Übernahme des Gymnasiums durch den Landkreis im Januar 2004 erstmals an die Schule kam, habe ich ihm gleich eine dreiseitige Liste übergeben, was hier passieren muss.“ Jetzt, zwölf Jahre später, sei das Wesentliche geschafft: „Und mein Nachfolger Matthias Schmid hat mittlerweile sehr viel Arbeit reingesteckt. Es ist gut, dass mit ihm nun jemand an der Spitze steht, der bis zum Abschluss dabei ist. Denn ohne, dass jemand im Haus dahinter ist, geht es nicht.“

Es wäre aber zu kurz gesprungen, Dr. Robert Anzeneder auf seine Baumeisterqualitäten zu reduzieren: „Denn das Wichtigste ist der Umgang mit den Schülern, und der ist hier an der Schule gut.“ In dieser Hinsicht konnte er mit dem Kollegium immer an einem Strang ziehen: „Ich wollte immer einen Umgang wie unter guten Bekannten.“ Dass dies gelungen sei, sieht er am Verhalten der Schüler: „Man merkt es, wenn man ihnen im Gang begegnet und sie einen anstrahlen, grüßen und keine Angst davor haben, mit mir zu kommunizieren. Das ist unheimlich positiv.“

Diese Selbstreflexion passt zu dem, was beispielsweise Oberstufenkoordinatorin Theresia Bauer über ihren Chef zum Abschied sagt: „Der Kontakt zu den Schülern und Lehrern war ihm stets sehr wichtig. Er war jederzeit für ein Gespräch bereit, seine Tür stand immer offen, und auch in turbulenten Zeiten behielt er die Ruhe und wirkte ausgleichend, er war ein ruhender Pol.“ Nicht zuletzt habe Anzeneder mit „seinem Humor, den er geschickt verpackte, manche brenzlige Situation gemeistert“. Franziska Danner, derzeit eine der Jahrgangssprecher der Q 11 und zuvor zwei Jahre Schülersprecherin, bestätigt Anzeneders Einschätzung seines Umgangs mit den Schülern: „Er war immer offen für unsere Anliegen und hat sich für uns eingesetzt. Er hat es dabei aber auch geschafft, seine Autorität zu behaupten.“ Letzteres nicht zuletzt mit seiner konsequenten Überzeugung, dass seine Gymnasiasten hitzefrei nicht brauchen. Die vergangenen 37 Jahre haben Anzeneder die Freude am Lehrerberuf jedenfalls nicht genommen: „Es gibt nix zu jammern. Wenn man seine Arbeit vernünftig macht, beansprucht sie zwar viel Zeit, die man sich aber einteilen kann. Und schließlich ist die Freizeit ein ganz großer Wert.“ Diese kann er nun ausgiebig genießen, nachdem er heute verabschiedet worden ist. Vermutlich wird ihn aber heute nochmals ein wenig Wehmut packen, denn: „Wenn man ständig mit jungen Leuten zu tun hat, geben sie dir auch Ideenreichtum und Pfiffigkeit. Das ist dann weg, und das ist schwierig.“

Umso besser, dass er seine Agilität nun in der Natur ausleben kann, wo er seinen Steckenpferden Tauchen und Berggehen ebenso nachgehen kann, wie er wieder die Filmkamera in die Hand nehmen will, um die Schönheiten seiner Heimat festzuhalten. Denn eines ist ihm auch im Ausland klar geworden: „Recht viel schöner als in Bayern kann es nirgends sein.“

H. Reichgruber

Zum Seitenanfang