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Bericht MS 16   1Matthias Schmid ist neuer Schulleiter am Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut – „Lehrer ist ein Vollzeitjob“

Mit dem 44-jährigen Matthias Schmid als neuem Schulleiter startet das Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut heute ins neue Schuljahr. Der Nachfolger von Dr. Robert Anzeneder war bisher schon Stellvertreter und ist entsprechend bei Schülern, Eltern und Lehrern bestens bekannt. Schmid ist ein zupackender Pragmatiker, der seine Schüler als Kunden sieht und sich am Gymnasium in den vergangenen 15 Jahren einen Ruf als engagierter Lehrer erarbeitet hat.

Der Ameranger hatte in München Biologie und Chemie fürs Lehramt studiert. Nach ersten Einsätzen in Deggendorf, Rosenheim und Prien kam er unmittelbar nach dem Referendariat im Februar 2001 an die Traunreuter Schule. Nach nur vier Jahren wurde er bereits Kollegstufenbetreuer und vor fünf Jahren Stellvertreter des Schulleiters. Seine Einsatzfreude kam bei den Vorgesetzten an: „Ich habe nie gefragt, was ich für eine neue Aufgabe bekomme, sondern erst einmal die Arbeit angepackt.“ Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr, ist er doch in seiner Heimat und in der Familie vor allem von Menschen umgeben, die als Selbstständige ihr Geld verdienen: „Da bekommt man natürlich viel vom Leistungsdenken mit. Der Unterschied ist aber, dass man sich als Lehrer viel mehr Gerechtigkeit leisten kann.“

Ihm jedenfalls mache der Unterricht Spaß: „Auch wenn man in der Schulleitung viel durch Verwaltungsarbeit eingespannt ist, bleibt der Unterricht das wichtigste. Die Schüler müssen im Zentrum von allem stehen, sie sind unsere Kunden. Als Lehrer bist du letztlich auch ein Entertainer. “ Es gelte tagtäglich das nötige Wissen zu vermitteln, aber die Schüler auch über den Tellerrand hinausblicken zu lassen: „Ich hatte als Schüler mit Joe Prantl so einen Biologie- und Chemielehrer, der hat mir imponiert und war ein Vorbild.

Er war ein begnadeter Erzähler.“ Dabei gebe es nicht den einen richtigen Unterrichtsstil: „So wie es am Gymnasium die unterschiedlichsten Schülertypen gibt, sind auch die Lehrer verschieden. Ein Lateinlehrer sieht die Welt ja völlig anders als ein Chemielehrer. Wichtig ist, dass sie für ihr Fach brennen, den Schülern zeigen, dass sie von ihrem Fach und den Themen begeistert sind. Dabei kann man es nicht allen Schülern recht machen, und es gibt halt nicht immer nur schwarz und weiß, sondern auch viel dazwischen.“

Schmid selbst sieht sich als Pragmatiker, der zwar Naturwissenschaftler ist, aber kein Forscher, der sich in ein Detail verbeißt: „Dazu bin ich viel zu vielseitig interessiert und arbeite zu gerne mit Menschen zusammen.“ Daher kommt wohl auch sein „Hobby“ Kommunalpolitik, denn der Vater von zwei Buben (elf und 14 Jahre) sitzt seit 2008 auch im Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Amerang. Möglich machen dieses zusätzliche Engagement einerseits seine Frau, die als Orgelbauerin arbeitet, aber auch die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden Eltern: „Nur deshalb kann ich mich so engagieren.“

Die viel beneidete Freizeit eines Lehrers reduziert sich bei ihm jedenfalls auf ein Minimum. In den Sommerferien waren es gerade einmal zwei Wochen, die er nicht an der Schule oder auf einer Fortbildung war. Und auch als Stellvertreter des Schulleiters war er schon immer viel in den Ferien im Einsatz, schließlich war und ist er bei den seit Jahren laufenden Um- und Neubauarbeiten gewissermaßen der Koordinator für die Schulfamilie, morgens meist der erste Ansprechpartner für die Bauarbeiter, und auch während des Tages stehen immer wieder Fragen an, die es zu lösen gilt.

Einen Teil seiner bisherigen Auf- gaben will Schmid nun an seinen neuen Stellvertreter Matthis Reuter abgeben: „Da habe ich einen zuverlässigen und superguten Mann bekommen. Aber ich habe zuletzt so viel gemacht, dass ich ihm gar nicht alles übergeben kann.“ Dass mit Reuter nun erneut ein Mann als Stellvertreter agiert, während mancher vielleicht auf eine Frau gehofft hatte, sieht er emotionsfrei: „Das Geschlecht ist mir egal, Hauptsache, es ist jemand, der anpackt, der sich Dinge zu eigen macht und nicht erst schaut, was andere machen. Das erwarte ich aber von allen Lehrern.“

Gleichwohl weiß Schmid, dass er sich bei den 50 Kollegen immer den Respekt verdienen muss: „Lehrer sind starke Persönlichkeiten. Die Personalführung wird eine meiner künftigen Herausforderungen sein. Letztendlich geht es nur über die Motivation. Man muss versuchen, jedem die Aufgaben zu geben, die ihm Spaß machen. Dr. Anzeneder hat das schon vorbildlich gemacht, und das möchte ich so fortführen.“ Nachdem er nun quasi aus der Reihe der Lehrerschaft an die Spitze hervortritt, hat er mit seinen Kollegen auch schon im Vorfeld über seinen Rollenwechsel gesprochen: „Man muss als Person dabei glaubwürdig bleiben, und mir hilft es, dass ich als Stellvertreter schon eine herausgehobene Stellung hatte. Ich habe mich schon bisher nicht hinter meinem Chef versteckt, wenn es galt, Entscheidungen zu treffen.“

Auch wenn er seine Unterrichtszeit auf sieben Stunden pro Woche reduzieren muss, werde er als Schulleiter nicht vergessen, was es bedeutet, Vollzeit als Lehrer zu arbeiten: „Wenn man guten Unterricht bieten will, arbeitet man locker 50 Stunden die Woche. Dieser Job ist durchaus anstrengend, eine Herausforderung und verlangt einem viel ab, gleichzeitig ist die Arbeit aber auch wunderschön und erfüllend. Wer schon einmal einen Kindergeburtstag organisiert und durchgestanden hat, kann nachvollziehen, wie platt man am Nachmittag als Lehrer ist.“ Kundenorientiert arbeiten kostet eben auch an einer Schule Kraft, da ist der Unterschied zur freien Wirtschaft dann doch wieder recht gering.

H. Reichgruber

 

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