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MFeingold 1617   1Am Mittwoch, 21. September 2016, hatten die 10. Klassen die Gelegenheit, die Synagoge in Salzburg zu besuchen und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold, zu begegnen. Marko Feingold, mittlerweile 103 Jahre alt, steht immer noch regelmäßig interessierten Gruppen Rede und Antwort – und so hatten die Schüler dadurch die vielleicht für sie einmalige Gelegenheit zur Begegnung mit einem der noch wenigen lebenden Zeitzeugen, die die Vernichtungslager der Nazidiktatur überlebt haben.

Der Jude Marko Feingold, ein geborener Wiener, berichtete zuerst über das Judentum im Allgemeinen, um dann im Besonderen auf seine eigene Biographie einzugehen. So unfassbar die Erlebnisse doch sind, so bemerkenswert ist es, wie er äußerst eloquent und teilweise sichtlich gerührt über die Vorkommnisse spricht: Er hat es geschafft, die Konzentrationslager in Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald zu überstehen. So vieles möchte er berichten, und in der Kürze der Zeit ist es nicht einfach, all die Informationen in seinen Vortrag zu packen. Immer wieder weiß er Anekdoten zu berichten – aus der damaligen Zeit und auch aus der Gegenwart, z.B. von seiner Begegnung mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck im letzten Jahr.

„So beeindruckend Marko Feingold als Mensch ist, so wenig imposant ist seine Erscheinung. Sein Humor ist entwaffnend und unbarmherzig komisch. Der Schalk sitzt ihm im Nacken. Immer wieder schimmert aber Ernst durch, wenn Feingold aus seinem Leben erzählt. Bitterer Ernst. Er grüble ständig über seine Vergangenheit nach, sagt er. So oft es geht, erzählt er in Vorträgen von ihr. "Das hält mich auf den Beinen. Das ist mein Stolz." Immer noch spricht er wie ein Wasserfall. Es sind allerdings nur zwei Wörter, mit denen er seine Lebensgeschichte oft zusammenfasst: Glück und Zufall.“ (aus einem Artikel auf www.zeit.de vom 6. Juni 2013)

Seit 1945, nach der Befreiung aus dem KZ Buchenwald, lebt Marko Feingold nun in Salzburg und ist dort seit Jahrzehnten Präsident der israelitischen Kultusgemeinde. Aufzuklären über die Gräueltaten des Holocaust sieht er als seine Aufgabe an – in den vergangenen 30 Jahren habe er vor über 6.000 Schulklassen gesprochen und Vorträge für mehr als 50.000 Erwachsene gehalten.

Während des zweistündigen Vortrags nimmt Marko Feingold ein einziges Mal einen Schluck Wasser – „Ein bisserl Schmieren muss ich mittlerweile meine Stimme, das schadet ja auch nicht“ – und mit seinem Auftreten hinterlässt er einen absolut bleibenden Eindruck. Zum Abschied erzählt er dann, dass er an diesem Tag noch weiter nach Wien müsse, zu einer Ehrung – und augenzwinkernd berichtet er, dass er mittlerweile nicht nur Österreichs ältester Jude, sondern auch ältestes Mitglied im Österreichischen Automobilclub sei. Dann verabschiedet er sich mit den Worten: „Bis zum nächsten Jahr!“

StRin Silvia Riehm

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