Der Schüleraustausch des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums Traunreut mit dem Collège Ferdinand Buisson in Thiaucourt/Lothringen geht bereits ins 6. Jahr. Letzte Woche verbrachten 20 junge Franzosen eine Woche bei Gastfamilien in Traunreut. Den Lehrkräften wird diese deutsch-französische Gruppe als eine der harmonischsten im Gedächtnis bleiben.

Nach ihrer Ankunft Samstagabend verbrachten die französischen Gäste den Sonntag mit ihren Familien. Nach Ausflügen zu bekannten Zielen wie Schloss Herrenchiemsee und das Salzbergwerk Berchtesgaden besuchten viele noch das Bunte Treiben auf dem Rathausplatz im Rahmen des Traunreuter Familienherbstfestes. Es ist schon Tradition, dass die Woche in Bayern mit einem Besuch der Produktion der Bäckerei Lehrbach beginnt. Die Jugendlichen lauschten aufmerksam den Erklärungen zur Herstellung der verschiedenen Bäckereiwaren. Danach machte es ihnen sichtlich Spaß, selber Brezen zu drehen und Krapfen zu dekorieren. Bei der anschließenden Verkostung von verschiedensten Brotsorten hielten sich die Schüler anfangs an das ihnen vertraute Baguette, sie kamen aber schließlich auch auf den Geschmack von Vollkorn- oder Mischbrot.

Der Rest des Vormittags stand im Zeichen der Stadterkundung. Nachdem Schüler der 11. Klasse den Kameraden aus Frankreich Traunreut auf einer Stadtrundfahrt aus ihrer Perspektive präsentiert hatten, erkundeten die Franzosen bei einer Rallye den Rathausplatz und seine nähere Umgebung in Kleingruppen. Durch die Beantwortung von Fragen und das Lösen von Aufgabenstellungen wurde so einiges über Geschichte, Kultur und Alltag in Deutschland gelernt. Auch die Sprachkenntnisse kamen nicht zu kurz, denn ein Martinslampion, ein französischsprachiges Buch über den Chiemgau und eine Briefmarke für eine Postkarte sollten gekauft werden. Schummeln war nicht möglich, denn die eingeweihten Verkäuferinnen der verschiedenen Geschäfte sprachen nur deutsch mit den Schülern.

Die offizielle Begrüßung in Traunreut erfolgte am Dienstag durch die dritte Bürgermeisterin Frau Winkels. Am Empfang im Rathaus nahm auch der Direktor der Partnerschule, Herr Busson, teil, der für die Präsentation des Schützengrabenprojektes (Der Traunreuter Anzeiger berichtete) für zwei Tage angereist war. Einen Einblick in den Schulalltag bekamen die Jugendlichen aus Frankreich an zwei Vormittagen, an denen sie in Zweiergruppen am Unterricht der Klassen 7 – 10 teilnahmen.

Von Mittwoch bis Freitag standen eine Reihe von Ausflügen auf dem Programm: ein Besuch im Dokumentationszentrum am Obersalzberg, eine Altstadttour in München und eine Führung durch die Höhlenburg und die Brauerei Stein. Im Mittelpunkt standen in der Woche jedoch eindeutig Aktivitäten, die das Miteinander betonten: ein Nachmittag mit Sport und Spiel, die Vorbereitung des Stehempfangs anlässlich der Präsentation des Schützengrabenprojektes und ein Nachmittag beim Bowling. Nicht zuletzt waren die Gasteltern darum bemüht, den Jugendlichen gemeinsame Erlebnisse zu ermöglichen. So konnte in größeren Gruppen gekocht, gespielt oder ein Film angeschaut werden. Miteinander anpacken hieß es auch bei den Vorbereitungen zum letzten gemeinsamen Abend. Fast vier Stunden lang wurde dann beim bayerischen Abend gefeiert. Nachdem die Schüler der 9.Klassen, die von der Lehrerschaft als aufgeschlossen und kreativ empfunden wurden, ihre Partner mit drei Liedern begrüßt hatten, hatten alle viel Spaß beim bayerischen Volkstanz. Staunend folgten die jungen Franzosen einer Vorführung im Schuhplattln. Jeder konnte sich danach in Wettbewerben im Armdrücken und Maßkrugstemmen mit den anderen messen. Auch ein Schnellkurs in der bairischen Sprache fand bei den Gästen großen Anklang.

Beim Abschied am Samstag gab es Tränen – sicher nicht nur, weil alle nach der erlebnisreichen und anstrengenden Woche übermüdet waren, sondern weil aus anfänglichen Briefpartnern Freunde geworden sind. Bis zum April müssen sich die Schüler jetzt gedulden, denn erst dann wird es ein Wiedersehen in Frankreich geben.

Text: OStRin C. Falter, Fotos: Andrea LeBourdiec