headerimage_vers_kunst.jpg

TSchwarz LA 517   4Zwischen zwei Abiturprüfungen ist der Traunreuter Gymnasiast Tassilo Schwarz nach Amerika geflogen und hat beim weltgrößten Wettbewerb für Jungforscher gleich reihenweise Preise abgeräumt. Jetzt soll sogar ein Asteroid nach ihm benannt werden.

Es läuft gerade bei Tassilo Schwarz aus Seeon. Nach acht Jahren am Johannes-Heidenhain-Gymnasium in Traunreut hat der 18-Jährige die schriftlichen Abiturprüfungen hinter sich gebracht: „Bisher ging es mir dabei ganz gut.“ Sogar sehr gut schätzt er seine Leistungen im Physik-Test ein, den er am 12. Mai geschrieben hat. Kein Wunder, die Lehre von der Natur ist seine Passion. Der 18-Jährige hat sich in letzter Zeit vor allem mit Flugdrohnen beschäftigt und ein System entwickelt, wie man diese am Himmel erkennen und ihre Position bestimmen kann, wenn sie in einen Luftraum ein- fliegen. Dabei nehmen zwei Digitalkameras den Luftraum in Stereo auf. Eine ausgefeilte Software ermittelt die Position eindringender Flugobjekte und verfolgt ihre Flugbahn. Das System ist auch in der Lage, Drohnen beispielsweise von Vögeln zu unterscheiden. Im Notfall kann es schnell reagieren, was etwa für die Luftsicherheit an Flughäfen wichtig sein könnte.

Mit dieser Erfindung hat er 2016 den Preis von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ gewonnen und den 2. Platz des europäischen „Jugend forscht“-Wettbewerbs in Brüssel geholt. Doch damit nicht genug: Nach der letzten schriftlichen Abiturprüfung ging es für ihn nicht zurück nach Hause, um sich auf die mündlichen Tests vorzubereiten, sondern er musste die Koffer packen. Denn schon am nächsten Morgen um 7 Uhr startete sein Flug nach Amerika zum weltgrößten Wettbewerb für Nachwuchsforscher. Weil er für die Präsentation dort einen leistungsstarken Rechner benötigte, nahm er seinen 13 Kilogramm schweren PC aus Seeon mit. Damit der Computer während des Fluges keinesfalls beschädigt wird, steckte er ihn ins Handgepäck: „Und damit stand ich dann nach der Ankunft zwei Stunden in der Warteschlange.“ Bei Einreisen in die USA werden auch so vielversprechende Jung- forscher genau unter die Lupe genommen.

Letztlich gab es an der Immigrationsstelle aber keine Probleme; Tassilo Schwarz konnte mit den zwölf anderen Teilnehmern aus Deutschland ungehindert ins Convention Center, um dort seinen Stand aufzubauen, an dem er in den folgenden Tagen der Jury seinen Erfindung präsentierte: „Mit dem „Jugend-forscht“-Team hatten wir das im Januar in Hamburg nochmal trainiert, letzte Fehler behoben und die wichtigsten Infos bekommen.“

In Los Angeles traf der Seeoner auf 1700 Jungforscher aus über 75 Nationen, von denen er einige schon bei früheren Wettbewerben kennengelernt hatte: „Die Stimmung war super. Sie haben uns versichert, dass wir dort auf Leute treffen, die nicht nur ähnliche Interessen haben, an vergleichbaren Universitäten studieren werden, sondern mit denen wir auch ein Leben lang in Kontakt bleiben.“

Zwischen den Präsentationen für die Jurymitglieder blieb zumindest ein wenig Zeit, sich abseits des Veranstaltungszentrums näher zu kommen: „An einem Tag hatten wir den Stand schnell aufgebaut und nutzten die Zeit, um in die Hollywood Hills zu fahren und dort zu wandern.“ Der 18- Jährige war beeindruckt, unter anderem auch von den vielen Hubschraubern, die dort ständig kreisen. Drohnen hat er dort hingegen nicht gesehen, was kein Wunder ist: „Es standen überall Verbotsschilder für Flugdrohnen, weil es dort beinahe einmal zum Zusammenstoß einer Lufthansa-Maschine mit einer Flugdrohne gekommen wäre.“ Auch um solche Unfälle zu vermeiden, hat Tassilo Schwarz seine Flugdrohnenabwehr entwickelt, deren Erfindung ihn jetzt bis nach Kalifornien gebracht hat. Während daheim viele seiner Mitschüler für die mündlichen Prüfungen paukten, konnte er sich bei den Interviews mit der durchwegs Englisch sprechenden Jury optimal auf seine Englisch-Prüfung vorbereiten, die nun am heutigen Mittwoch ansteht.

In Los Angeles hat der Seeoner jedenfalls auf ganzer Linie überzeugt. Er gewann dort reihenweise Auszeichnungen: Einen ersten Preis im Fach Robotics and Intelligent Machines (Roboter und intelligente Maschinen) in Höhe von 3000 US-Dollar und den Best of Category Award (Preis der Besten in seiner Kategorie) in Höhe von 5000 US-Dollar sowie einen Sonderpreis des American Institute of Aeronautics & Astronautics (Luft- und Raumfahrt-Institut) in Höhe von 2000 US-Dollar und einen mit 500 US-Dollar dotierten Sonderpreis der Patent and Trademark Office Society (vergleichbar mit dem Patentamt), die Teilnahme am China Adolescent Science and Technology Innovation Contest (Jugendwissenschaft und Technologie-Innovationswettbewerb) sowie jeweils ei- ne Honorable Mention des International Council on Systems Engineering und des National Security Agency Research Directorate (Auszeichnung des internationalen Rates für Systemtechnik und der nationale Sicherheitsbehörde der Forschungsdirektion). Das Preisgeld von insgesamt 10 500 Dollar (rund 9350 Euro) ist beeindruckend, aber für seinen ersten Preis in der Kategorie „Robotics and Intelligent Machines“ soll sein Name jetzt sogar verewigt werden: „Es wurde uns versichert, dass dafür ein Asteroid nach uns benannt wird.“ Um welchen Stern es sich dabei handelt, weiß Tassilo Schwarz noch nicht, aber die entsprechenden Unterlagen soll er demnächst bekommen.

Der 18-Jährige ist mit all den Emotionen und Preisen von seiner USA-Reise inzwischen wieder ins heimatliche Seeon zurückgekehrt. Relativ entspannt geht er nun heute in Traunreut in die mündliche Englisch-Prüfung. Wenn er in einigen Wochen sein Abiturzeugnis in den Händen hält, bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen: „Ich möchte in München oder Zürich mein Physik-Studium beginnen und es später in den USA fortführen.“ Sein Wunsch wäre das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Denn „es ist eine der besten Universitäten im wissenschaftlichen Bereich“. Bevor sein Studium startet, will er sich nun diesen Sommer alle Studienorte und Universitäten ansehen. Gleichzeitig stehen zwei Reisen nach Südamerika und Asien an. Schließlich hat er in Los Angeles die Teilnahme an einem Jungforscherwettbewerb in China gewonnen, und es wartet ein einwöchiger Trip nach Chile: Denn beim europäischen Wettbewerb ergatterte er den Sonderpreis des ESO (European Southern Observatory), der ihm einen einwöchigen Aufenthalt in der europäischen Südsternwarte in der Atacama-Wüste sichert. Vielleicht kann er dort einen Blick auf den Tassilo-Schwarz-Asteroiden werfen: „Jetzt muss ich nur noch aufpassen, dass sich all die Termine nicht überschneiden.“

H. Reichgruber (Traunreuter Anzeiger)

Zum Seitenanfang